Dienstag, 17. Juli 2012

Das etwas andere Geburtstagsgeschenk

BREMEN, 17. Juli 2012. – Was lassen sich Freunde und Bekannte bisweilen nicht alles einfallen, um einem Jubilar an seinem Ehrentag ein unvergessliches Erlebnis zu bescheren? Dass die – na, nennen wir sie mal – Fans dabei den eigenen Spaß nicht aus dem Auge verlieren, versteht sich natürlich von selbst. Das wäre ja wohl auch noch schöner. Heute blicken wir dafür mal ins hanseatische Bremen und nehmen beispielsweise einen 30. Geburtstag!

Auf den alten Volksglauben, dass Menschen, die sich zu Lebzeiten nicht fortgepflanzt haben, nach ihrem Tod im Jenseits überflüssige Arbeiten zu verrichten haben, soll dort das Domtreppenfegen zurück gehen. Ursprünglich waren es nur Männer, die am Tag ihres 30. Geburtstags noch nicht verheiratet oder zumindest offiziell verlobt waren, so lange die Treppen vor dem Haupteingang des Bremer Doms fegen mussten, bis eine Jungfrau des Weges kam und den Fegenden küsste.

© bremen-tourismus.de
Musik von einer Drehorgel und Getränke werden im Freundeskreis organisiert und mitgebracht. Der Junggeselle wirft sich mit Frack und Zylinder oder einem passenden Kostüm in Schale und so geht es dann gemeinsam zum Bremer Dom. Mit reichlich Kronkorken sorgen die Freunde dann dafür, dass es auch genug zu fegen gibt. Wie Sysiphos fegt das Geburtstagskind diese Kronkorken dann immer wieder auf, bis er von einer Jungfrau frei geküsst wird. Freunde, die weiter denken, bringen daher auch eine Jungfrau, also ein kleines Mädchen, mit, das das Geburtstagskind irgendwann erlöst. Da die Verfügbarkeit von Jungfrauen in der Vergangenheit immer wieder zu Engpässen geführt hat, darf es seit einiger Zeit auch eine ledige Frau im heiratsfähigen Alter oder eine Frau mit Sternzeichen Jungfrau sein. Ist der Jubilar dann endlich frei geküsst, werden die Domtreppen gemeinsam gesäubert und das Ereignis anschließend gebührend gefeiert.

Nachweisbar ist dieser Geburtstagsbrauch schon seit 1890. Unverheiratete Frauen sieht man in jüngerer Zeit Klinken putzen, also die Türklinke des Domtors polieren bis ein junger Mann die Polierende küsst. Die Idee, ein solches Ereignis auszurichten, entsteht meist im Freundeskreis. Der Termin wird ganz einfach und völlig kostenlos mit der Domkanzlei koordiniert und für die, die es so richtig schön traditionell mögen, in einer augenzwinkernden Zeitungsannonce angekündigt.

Wer also auf der Suche nach einem originellen Geburtstagsgeschenk zum Dreißigsten ist, wird in Bremen fündig. Ganz bestimmt! In den letzten Jahrzehnten wurde der Brauch vor allem in Norddeutschland immer beliebter und von anderen Städten als Rathaustreppen- oder Marktplatzfegen übernommen. Das Original gibt es aber nur in Bremen und das Star Inn Hotel Bremen Columbus auch ...! (rkz)